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HOME Der Jahresablauf eines Gildekönigs

 
Bevor es dazu kommt, dass man Gildekönig wird, plant man als möglicher Anwärter zunächst das richtige Jahr. Quasi den richtigen Augenblick, wann der Königsschuß dann gelingen sollte. Mir stellten sich unter anderem die Fragen, wann meine Tochter Natascha ein solches Jahr schon ein wenig miterleben könnte und wie meine berufliche Situation aussehen wird.

Dann war es soweit. Am 14. Januar 1999 teilte ich unserem Major, Dr. Dr. Udo Kissenkötter, nach Rücksprache mit meiner Familie, die Bewerbung zum Gildekönig mit.

Es folgten diverse Vorbereitungsarbeiten, die auf einen Erfolg abzielten, der noch gar nicht feststand. Beim Gravierer L. Ewald ging es um die Idee hinsichtlich eines möglichen Königsgeschenkes. Genauer um die Präsente, die ein Gildekönig zu den besonderen Anlässen und Einladungen überreicht. Meine Frau Conny hielt schon einmal Ausschau nach geeigneten Kleidern und ich nach adäquaten Anzügen.

Der 13. März 1999 brachte das Schießen um die Königswürde und eine in mir wohnende Nervosität mit sich, die sich auch durch die guten Wünsche vieler Schützen vor dem Schießen nicht legen wollte. Dann stand ich am Schießstand, und die Nervosität war verflogen. Die abgeschossene Munition flog offensichtlich gar nichts so schlecht dem gewünschten Ziel entgegen. Große Spannung herrschte, als das Schießergebnis verkündet wurde. Der Spannung folgte erlösender Jubel und ich wurde von Michael Brücker und Klaus Wilms zwar nicht auf Händen, aber immerhin auf ihren Schultern getragen, ehe ich aus der hand des Majors die Königskette empfangen durfte. Die Gratulationskur nahm schier kein Ende, als einer der Ersten gratulierte mir der aus unseren Reihen stammende Schützenkönig Adi Kremer. Der anschließende Zug der Schützengilde durch de Innenstadt zum Drusushof war beeindruckend für mich. Dort warteten schon die Damen des Zuges, darunter auch die neue Königin, meine mir angetraute Frau Conny. Auch im Drusushof kamen die Gratulationen von allen Seiten, oft gepaart mit der freundlichen Aufforderung, darauf mit einem Glas Bier anzustoßen. Erst am frühen Morgen endete der erste Königstag, der mich ebenso glücklich wie erschöpft gemacht hatte.

Nun war es also soweit, das mit dem Gildekönig und der Gildekönigin. Die schon vorher ausgewählten Kleider und Anzüge mussten nun gekauft, eventuell noch geändert werden. Die nächsten Planungen für das Königsjahr konnten in Angriff genommen werden. dazu war es amüsant und höchst informativ mit den Ex-Majestäten Pit und Rosemarie Kilzer sowie mit Major und Adjudanten in Kontakt zu treten, um viele notwendige Dinge zu besprechen und um zu erfahren, was uns als Königspaar erwartet. Der Festausschuß wollte wissen, welchen Ehrentanz Conny und ich uns wünschen. Wir wählten das Lied 'Aber Dich Gibt's Nur Einmal Für Mich'.

Am 30. April, dem Tag der offiziellen Inthronisation, wurden wir zum Glück relativ spät geweckt. Denn es wartete ein langer Tag auf uns. Vor der Krönung stand unser Fototermin an. Anschließend fuhren wir zum Dorint Hotel, wo uns schon Mitglieder des Festausschußes und des Vorstands an der Bar erwarteten. Gegen 20:50 Uhr zogen wir endlich in die voll besetzte und wunderbar geschmückte Stadthalle ein. Danach erlebten wir wunderschöne und für uns unvergessliche Stunden, für die wir sehr dankbar sind. Erst 'kurz vor fünf' trieb uns die Müdigkeit ins heimische Bett.

Als Gildekönig hat man ein umfangreiches Programm zu absolvieren, das aber immer wieder Freude bereitet. Sei es eine Brauereibesichtigung, die Vorstandsversammlungen, die diversen Bälle und Feste der befreundeten Korps, Patronatstage, Schießwettbewerbe, Geburtstagsfeiern, Chargiertenversammlungen und vieles, vieles mehr.

Die Woche vor dem Schützenfest diente uns keineswegs als Zeit einer ruhigen Vorbereitung, sondern war vielmehr ein veranstaltungsreicher Auftakt in die 'fünfte Jahreszeit', wie wir Neusser liebevoll das Schützenfest nennen. Montags war ich zu Fackelrichtfesten mehrerer Schützenzüge der Schützengilde und des Hubertuscorps eingeladen. Am Dienstag stand das Degenputzen der Chargierten meines Zuges auf dem Programm. Der Mittwoch war dem Major der Hubertusschützen und seinem Ehrenabend gewidmet. Donnerstags lud mich traditionell die AOK ein, am Abend feierte ein weiterer Gildezug sein Fackelrichtfest.

Ja und dann war auch schon Freitag da, mit ihm um 17:00 Uhr die Kirmesplatzeröffnung.

Was soll ich über das Schützenfest schreiben?

Es folgten großartige Tage und ich möchte nur den Sonntag ein wenig hervorheben und in besonderem Glanz erstrahlen lassen, der ihm allein schon von der Sonneneinwirkung her auch tatsächlich zusteht. Ein frühes Wecken, 5:15 Uhr, war befohlen, denn bereits um 6:30 Uhr sollte mich bei unserem gastfreundlichen Major ein Frühstück erwarten, das aber nicht - wie man leicht vermuten könnte - aus Kaffee und Weißbrot, Cornflakes und O-Saft bestand. Sondern vielmehr aus Sekt und Schnittchen, um die müden Lebensgeister zu wecken. Nach dem Antreten im Rathaus gab es einen feierlichen Einzug durch das Schützenportal in das altehrwürdige Quirinusmünster, wo Oberpfarrer Msgr. Dr. Hansdieter Schelauske das Schützenhochamt zelebrierte. Hernach hatte die Stadtspitze ins Zeughaus geladen, hier gab es noch einmal Schnittchen und Kaffee. Auf die Paradevorbereitungen folgte der prachtvolle Vorbeimarsch des Regimentes an S.M. Adi I. Kremer und dem Komitee mit Ehrengästen und Edelknaben. Ein echter Höhepunkt war das der Parade folgende Königsmahl im Zeughaus. Es wurden kulinarische Köstlichkeiten in erhabenem Ambiente verspeist und der Trunk aus dem goldenen Becher fehlte nicht. Ungewöhnlich aber familienfreundlich, saß ich neben dem Betreuer der Edelknaben, meinem Bruder Ralf. Das Königsmahl mit den humorvollen und gediegenen Tischreden war für mich ein wunderbares Erlebnis. Am Nachmittag, während des Festumzuges durch die schön dekorierte Neusser Innenstadt mußte meine Frau geschehen lassen, dass mich zahlreiche junge und alte 'Nüsser Röskes' abküssten und mit Blumen bedachten. Am Abend konnte ich dann während des Balls der Neusser Schützenlust im Dorint Hotel meine Frau mit tänzerischer Verführungskunst wieder versöhnlich und gnädig stimmen.

Kaum waren die eigentlichen Tage der Wonne verflogen, da gab es schon wieder neue Einladungen zu Bällen, Krönungen, Geburtstagen, Schießen und vielem mehr.

Und so neigte sich das Königsjahr mit hohem Tempo dem Ende zu. Am 1. April wurde der Nachfolger ermittelt. Am 30. April wurden Conny und ich als Königspaar verabschiedet.

Für dieses wunderschöne Jahr, von dem wir keinen Augenblick missen möchten und sehr viel erlebt haben, sind wir dankbar. Wir haben viele neue Menschen kennengelernt und neue Freunde gewonnen. In diesem Sinne gilt jedem, der Gildekönig werden möchte, ein ausrückliches Wort der Ermutigung. Wir jedenfalls haben unseren Entschluß nicht bereut und sind mit einer freudevollen und erlebnisreichen Zeit beschenkt worden.

 

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